Book Details
⚡️Book Title : Herr Lehmann
⚡Book Author : Sven Regener
⚡Page : 286 pages
⚡Published August 16th 2003 by Goldmann (first published August 1st 2001)
Herr Lehmann - Kreuzberger sind schon komische Vgel. Sie sitzen Abend fr Abend am Tresen, trinken Kristallweizen ohne Zitrone und gehen erst ins Bett, wenn Mutti in Bremen schon wieder aufsteht. Und wenn drauen die Mauer fllt, bestellen sie erst mal in Ruhe noch ein Bier. Denn was ist schon das Ende der Geschichte (denkt sich der Leser am Ende dieser Geschichte) gegen die Frage, ob die Zeit schneller oder langsamer vergeht, wenn man betrunken ist? Herr Lehmann ist Kreuzberger. Kreuzberger sind Menschen, die irgendwann einmal aus Schwaben, Achim oder Herford nach Berlin gekommen und dort "hngen geblieben" sind. Herr Lehmann kommt ursprnglich aus Bremen und mchte eigentlich Frank genannt werden, aber das ignorieren seine Freunde: denn bald ist Herrn Lehmanns dreiigster Geburtstag. Und 30 Jahre alt zu werden, wei Herr Lehmann, ist Scheie, weil man da langsam "beginnt, eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Schei." Und weil auf einmal alle anfangen zu fragen, was man denn bitte schn anfangen wolle mit dem eigenen Leben. Denn dass jemand zufrieden damit ist, Kellner zu sein, ist in dieser Stadt, in der alle "eigentlich Knstler" sind, nicht vorgesehen -- "aber was ist das fr ein trauriger Umgang mit dem, was man tut, wenn man es immer nur als Zwischenlsung ansieht, als nichts Richtiges?" Sven Regener kennt, wovon er schreibt. Als Snger und Texter der Berliner Band Element of Crime ist er seit genau jenen Sptachtzigern, in denen die Romanhandlung spielt, immer auch genauer Chronist eines Kreuzberger Lebensgefhls jenseits von "Kreuzberger Nchte sind lang" gewesen. Mit Herr Lehmann ist ihm das erstaunliche Kunststck gelungen, jene zrtlich-rotzige Nonchalance, die seine Lieder auszeichnet, umstandslos in die lange Form zu berfhren -- und das gleich in seinem literarischen Erstlingswerk! Mit seinem Roman setzt Regener jenem merkwrdig zeitlosen Kreuzberg der Vorwendezeit, das einem heute so weit weg erscheinen will, so etwas wie ein Denkmal -- fr die Zeit Damals hinterm Mond. Doch trotz so schner Einsichten wie "Der Elekrolytmangel ist der grte Feind des Trinkers. Von der Dehydrierung einmal abgesehen", geht es hier keineswegs nur ums Bohme-Leben im Allgemeinen und ums Trinken im Besonderen. Das Ganze ist nmlich auch eine Art Entwicklungsroman -- freilich zu Kreuzberger Bedingungen: Muss doch der Held -- fr den es anfangs noch eine Qual ist, wenn er auf dem Weg von Kreuzberg nach Kreuzberg durch Neuklln muss -- gegen Ende des Romans immerhin zur Kenntnis nehmen, dass es auch hinter der Oberbaumbrcke noch Menschen gibt. Das Ende der Geschichte? Erst mal losgehen, denkt sich Herr Lehmann. "Der Rest wird sich schon irgendwie ergeben." Pflichtlektre fr die Jahrgnge 1959-1969, fr Kreuzberger sowieso. --Axel Henrici
Herr Lehmann
Kreuzberger sind schon komische Vgel. Sie sitzen Abend fr Abend am Tresen, trinken Kristallweizen ohne Zitrone und gehen erst ins Bett, wenn Mutti in Bremen schon wieder aufsteht. Und wenn drauen die Mauer fllt, bestellen sie erst mal in Ruhe noch ein Bier. Denn was ist schon das Ende der Geschichte (denkt sich der Leser am Ende dieser Geschichte) gegen die Frage, ob die Zeit schneller oder langsamer vergeht, wenn man betrunken ist? Herr Lehmann ist Kreuzberger. Kreuzberger sind Menschen, die irgendwann einmal aus Schwaben, Achim oder Herford nach Berlin gekommen und dort "hngen geblieben" sind. Herr Lehmann kommt ursprnglich aus Bremen und mchte eigentlich Frank genannt werden, aber das ignorieren seine Freunde: denn bald ist Herrn Lehmanns dreiigster Geburtstag. Und 30 Jahre alt zu werden, wei Herr Lehmann, ist Scheie, weil man da langsam "beginnt, eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Schei." Und weil auf einmal alle anfangen zu fragen, was man denn bitte schn anfangen wolle mit dem eigenen Leben. Denn dass jemand zufrieden damit ist, Kellner zu sein, ist in dieser Stadt, in der alle "eigentlich Knstler" sind, nicht vorgesehen -- "aber was ist das fr ein trauriger Umgang mit dem, was man tut, wenn man es immer nur als Zwischenlsung ansieht, als nichts Richtiges?" Sven Regener kennt, wovon er schreibt. Als Snger und Texter der Berliner Band Element of Crime ist er seit genau jenen Sptachtzigern, in denen die Romanhandlung spielt, immer auch genauer Chronist eines Kreuzberger Lebensgefhls jenseits von "Kreuzberger Nchte sind lang" gewesen. Mit Herr Lehmann ist ihm das erstaunliche Kunststck gelungen, jene zrtlich-rotzige Nonchalance, die seine Lieder auszeichnet, umstandslos in die lange Form zu berfhren -- und das gleich in seinem literarischen Erstlingswerk! Mit seinem Roman setzt Regener jenem merkwrdig zeitlosen Kreuzberg der Vorwendezeit, das einem heute so weit weg erscheinen will, so etwas wie ein Denkmal -- fr die Zeit Damals hinterm Mond. Doch trotz so schner Einsichten wie "Der Elekrolytmangel ist der grte Feind des Trinkers. Von der Dehydrierung einmal abgesehen", geht es hier keineswegs nur ums Bohme-Leben im Allgemeinen und ums Trinken im Besonderen. Das Ganze ist nmlich auch eine Art Entwicklungsroman -- freilich zu Kreuzberger Bedingungen: Muss doch der Held -- fr den es anfangs noch eine Qual ist, wenn er auf dem Weg von Kreuzberg nach Kreuzberg durch Neuklln muss -- gegen Ende des Romans immerhin zur Kenntnis nehmen, dass es auch hinter der Oberbaumbrcke noch Menschen gibt. Das Ende der Geschichte? Erst mal losgehen, denkt sich Herr Lehmann. "Der Rest wird sich schon irgendwie ergeben." Pflichtlektre fr die Jahrgnge 1959-1969, fr Kreuzberger sowieso. --Axel Henrici
0 Comments